Der kommende Samstag, 20.09.2014, ist der internationale „Software Freedom Day“, Tag der Freien Software. Aber was ist das überhaupt, „Freie Software“?
Unter freier Software versteht man Programme, die frei von den ansonsten marktüblichen Beschränkungen sind. Wenn Sie ein Programm kaufen oder eine sogenannte Freeware herunterladen, erscheint im Rahmen der Installation in der Regel eine umfangreiche Lizenz, die Sie bestätigen müssen – was Sie sicher tun, ohne sie vorher gelesen zu haben. Diese Lizenz beschränkt üblicherweise Ihre Möglichkeiten, die Software zu benutzen: Ihnen wird darin z.B. erklärt, dass Sie die Software nur auf einem einzigen Rechner benutzen dürfen, zu welchen Zwecken Sie sie benutzen dürfen, dass Sie die Software nicht mit allen Rechten erworben haben, sondern sie lediglich im Rahmen der engen Grenzen der Lizenz einsetzen dürfen und dass Sie nicht den Versuch machen dürfen, den Programmcode der Software zu analysieren, um daraus zu lernen, ihn zu ändern oder für eigene Projekte zu nutzen.
Solche Software nennt man proprietäre Software, das heißt Software, die eine Firma oder ein Entwickler als Eigentum betrachtet und Ihnen nur ein gewisses Nutzungsrecht einräumt.
Freie Software, oft auch als quelloffene Software bezeichnet, unterliegt nicht solchen Beschränkungen. Derartige Pogramme darf man ausdrücklich nach eigenem Gutdünken benutzen, man darf ihren Quellcode lesen und anpassen und für eigene Projekte verwenden. Das heißt nicht, dass es für sie keine Lizenz gibt: Lizenzen für quelloffene Software schränken aber nicht die Möglichkeiten des Benutzers ein, sondern garantieren die Freiheit der Software.
Quellcode: So bezeichnet man das Programm, wie es der Programmierer schreibt und wie es jemand, der die Programmiersprache beherrscht, auch lesen und verstehen kann. In dieser Form können Menschen ein Programm verstehen, nicht aber ein Computer. Computer benötigen binären Code, der durch das Kompilieren des Quellcodes entsteht. Diesen binären Code kann ein Computer, für den er gedacht ist, verwenden und das Programm ablaufen lassen, ein Mensch kann ihn hingegen nicht verstehen. Proprietäre Software liegt nur in binärer Form vor, ist also für Menschen nicht zu verstehen. Freie Software liegt in beiden Formen vor.
Freie Software ist insbesondere bei großen Projekten oft durchdachter als proprietäre Software, weil das Wissen und die Fähigkeiten vieler Programmierer darin einfließen und Effizienz im Mittelpunkt steht; bei proprietärer Software arbeiten Programmierer eher einzeln und unter Zeitdruck, sowie in dem Wissen, dass Ihren Code sowieso niemand zu Gesicht bekommt. Qualität ist da oft weniger entscheidend.
Freie Software ist auch sicherer, da Fehler im Code schneller gefunden und beseitigt werden können. Auch Hintertüren für den Hersteller, Geheimdienste und andere Dritte sind darin kaum zu verstecken. Durch die Bereitstellung und das Teilen des Codes können sich Innovationen frei und schnell verbreiten, und das Rad muss nicht wieder und wieder neu erfunden werden.
Frei bedeutet in diesem Fall nicht unbedingt kostenlos, obwohl in der Mehrzahl der Fälle freie und quelloffene Software tatsächlich direkt nichts kostet. Als Verdienstmöglichkeit kommt im Falle solcher Software eher der Support in Betracht.
Ich persönlich ziehe freie Software proprietärer in jedem Fall vor, wo das möglich ist. Der vollständige Verzicht auf proprietäre Software ist zwar auch machbar, jedoch mit deutlichen Einschränkungen verbunden. Freie Software deckt aber den weitaus größten Teil des Bedarfs, den man an Software haben kann, ab.
So verwende ich zum Beispiel das freie und quelloffene Betriebssystem Linux mit den zigtausend dafür erhältlichen, ebenfalls freien Programmen. Auch unter den proprietären Betriebssystemen Microsoft Windows und in gewissem Umfang Apples OS X kann man auf freie Software zurückgreifen, wie zum Beispiel den Internetbrowser Firefox, die Bildbearbeitungen Gimp und Raw Therapee, die Zeichensoftware Inkscape und das Officepaket Libre Office, um nur einige verbreitete Beispiele zu nennen.
Freie Software arbeitet bereits für Sie, ohne dass Sie es merken. Sie benutzen das Internet – viele der Server, mit denen Sie sich verbinden, und der größte Teil der Computer, die die dazu nötige Infrastruktur bereitstellen, verwenden Linux. Freie Protokolle (Regeln zur Kommunikation zwischen Computern) werden dazu genutzt. Diese Webseite, die Sie gerade lesen, nutzt die quelloffene Software WordPress auf einem Linux-Server. Der Router, der Ihre Verbindung zum Internet darstellt, enthält ebenfalls höchstwahrscheinlich ein Linux. Vielleicht verwenden Sie auch Firefox, um die Seite anzuzeigen.
Freie Software ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Softwarekultur, ohne den unsere Möglichkeiten der Computerbenutzung deutlich weniger breit gefächert wären. Denken Sie am Software Freedom Day vielleicht einmal darüber nach, wo Sie ohne freie Software wären. Und wenn Sie noch keine freie Software verwenden, wäre das vielleicht eine sinnvolle Alternative für Sie.