Nach der DSGVO empfehlen Datenschützer, vor dem Setzen von Cookies grundsätzlich die Erlaubnis dazu einzuholen. Es ist sehr gut möglich, dass spätestens die nächstes Jahr erwartete neue ePrivacy-Verordnung dies endgültig mit klarer Rechtsgrundlage fordern wird. Das Ergebnis wird ein Internet sein, in dem das Manövrieren lästig wird und Inhalte nicht mehr direkt aufgerufen werden können. Und die nervigen Cookie-Hinweise werden keine Tricks ungenutzt lassen, um uns trotzdem zur Akzeptanz zu bewegen.

Ein typisches Beispiel dafür möchte ich heute einmal vorstellen. Eine US-Nachrichtenseite blendet folgenden Cookie-Hinweis ein:

Cookie-Hinweis einer US-amerikanischen Nachrichtenseite

Wir sehen zwei Spalten mit identischen Cookie-Typlisten. Rechts lässt sich nichts abwählen, der Button ist grün mit etwas größerer Aufschrift „Full Experience“, also „vollständige Erfahrung“. Links hingegen ist der Button grau, als könne man ihn gar nicht anklicken, die Aufschrift bedeutet „verschlechterte Erfahrung“. Man kann die drei abgewählten Cookietypen einzeln anwählen, wählt man alle aus, wird der Button grün und die Beschriftung ändert sich zu „Full Experience“. Ansonsten muss man bewusst „Degraded Expierence“ wählen und soll sich dabei sicher schlecht fühlen.

Es ist offensichtlich, wo die Reise hingehen soll. Der kleine Link „More Cookie Details“ öffnet, wenn man nicht einfach klein beigibt und den fetten grünen Knopf klickt, eine lange Liste von Cookies. Als „Necessary“ also notwendig und unabwählbar, sieht die Seite ein Content Delivery Network und Google Fonts an. „Functional“ sind nicht näher bezeichnete Cookies zur Funktionalität der Webseite, ohne die man aber anscheinend trotzdem weitermachen kann. „Performance“ schließlich deutet auf Geschwindigkeit hin, dieser Bereich listet aber Analyse-Cookies verschiedener Hersteller auf. „Interest“ zu guter Letzt ist ein Euphemismus: gemeint ist gezielte und den möglichen Interessen des Besuchers entsprechende Werbung, hier kommen fast 50 Cookies zum Einsatz.

Die Datenschützer möchten gerne, dass wir weniger Daten über uns preisgeben und die Firmen weniger Daten von uns sammeln und verwerten. Aber Cookie-Hinweise wie diese legen nahe, dass „Datenschutz durch allgegenwärtige Rumnerverei“ höchstens den gegenteiligen Effekt haben wird, denn ich glaube nicht, dass sich viele Leute wieder und wieder auf derartige Spielchen einlassen werden.

Darüber hinaus zeigen aktuelle Berichte, dass Google der große Gewinner der „Optimierungen“ nach der DSGVO ist. Besonderes Augenmerk der Verordnung lag auf dem Tracking, also der Verfolgung des Benutzers über mehrere Webseiten und daraus resultierender Profilierung zum Zweck gezielter Werbung durch Dritte. Wie Heise berichtet, sinkt die Zahl der Tracker zwar allgemein, aber es steigen die Zahlen des Google-Trackings. Kleinere Tracking-Anbieter haben es schwerer, die DSGVO-Forderungen umzusetzen, Google konnte hingegen 500 Mannjahre (!) in die Vorbereitung auf die DSGVO stecken. Unterm Strich bedeutet das, dass die Daten jetzt nicht mehr an vielen verschiedenen Orten enden und nur ein fragmentarisches Bild bieten, sondern sie enden aggregiert bei Google und zeichnen dort ein noch besseres Profil unserer Gewohnheiten. Wenn das mal kein klassischer Bärendienst ist.

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