Ein aktuelles Gerichtsurteil betrifft die Nutzung von fast allen Social Media-Elementen auf Webseiten, primär Facebook-Page-Plugins und Like-Buttons, im weiteren Sinne aber auch praktisch alles andere, was das soziale Netz ausmacht. Umfassend und durch einen Anwalt wird andernorts darüber berichtet, weshalb ich mir eine Darstellung des Urteils und seiner konkreten Auswirkungen spare. Stattdessen möchte ich hier vor allem aus Sicht eines Internet-Benutzers einen Kommentar abgeben.

Datenschutz

Natürlich ist Datenschutz ein wichtiges Thema, und in diesem speziellen Fall geht es darum, dass die Verwendung von Facebook-Anbindungen wie dem Gefällt mir-Knopf auf Webseiten dazu führt, dass Daten des Besuchers einer Webseite an Facebook abgeführt werden. Dies sogar unabhängig davon, ob der Besucher selbst bei Facebook zu diesem Zeitpunkt angemeldet ist oder überhaupt ein Konto bei Facebook hat. Es heißt allerdings nicht, dass Facebook dadurch immer genau weiß, was Hans Müller gerade treibt. Erfasst wird eher, welche Seiten Internet-Benutzer 123456789 besucht. Etwa so, wie Hans Müller bei seinem Weg durch die Stadt hier und da auf Überwachungskameras auftaucht.

Man kann diese Form der Datensammlung als Internet-Benutzer gutheißen, akzeptieren, kritisieren, ablehnen, all das ist das gute Recht des Individuums. Es geht schließlich um persönliche Daten und Rechte. Aber nicht Hans Müller hat die Klage angestrengt, um die es hier geht, sondern Datenschützer. Datenschützer, um deren eigene Daten es nicht geht. Das halte ich für Bevormundung.

Datenschützer, Weltverbesserer, Bevormunder

Wer sind eigentlich diese Datenschützer, dass sie sich das Recht herausnehmen zu bestimmen, was ich mit meinen Daten mache? Der Internet-Benutzer Hans Müller wird hier indirekt genau so bevormundet wie der Raucher Hans Müller, der sich zum Rauchen an Bahnhöfen in ein gelbes Quadrat stellen muss, sozusagen ein auf den Boden gepinseltes Ghetto. Die Datenschützer machen sich hier Sorgen darum, dass Hans Müller sich nicht selbst um seinen Datenschutz kümmern kann. Dass er zu dumm ist zu wissen, dass er ein paar Daten an Facebook weitergibt. Aber statt sich darum zu kümmern, dass er lernt, verantwortungsvoll mit seinen Daten umzugehen, wird stattdessen Webseitenbetreibern die Möglichkeit genommen, selbst bestimmte wirtschaftlich nützliche Daten zu sammeln oder auch solche Mehrwerte wie z.B. die Facebook-Anbindung anzubieten, weil man sie der Gefahr aussetzt, dafür Abmahnungen zu kassieren.

Kein Datenschützer fragt, ob es Hans Müller vielleicht egal oder gar Recht ist, dass Facebook über seinen Besuch auf einer Webseite informiert wird. Kein Datenschützer erklärt ihm, wie er sich ganz einfach vor diesem Datenabfluss schützen kann: nämlich zum Beispiel durch die Verwendung eines Browser-Plugins wie NoScript, das fast der gesamten Datensammelei einen sehr effektiven Riegel vorschiebt.

Man könnte meinen, dass Datenschützer und Abmahnvereine identisch sind, denn die Datenschützer arbeiten vor allem den Abmahnern zu: sie erhöhen die Rechtsunsicherheit unter den Betreibern von Webseiten und geben denen, die davon leben, Abmahnungen zu versenden, neue Werkzeuge an die Hand.

Ganz ehrlich: falls Sie ein normaler Internet-Benutzer sind, lesen Sie jemals Impressum, Datenschutzerklärung und so weiter? Man bekommt den Eindruck, dass diese Pflichtangaben auf Webseiten den primären Effekt haben, Angriffsfläche für Abmahner zu bieten. Der sekundäre Effekt, dass tatsächlich im Falle eines Falles ladungsfähige Anschriften im Impressum der Webseite stehen oder die Datenschutzerklärung inhaltlich wirklich jemanden interessiert, tritt demgegenüber weit in den Hintergrund.

Daten sind die Währung des Internets

In den 25 Jahren, seit es das Internet gibt, hat sich herauskristallisiert, dass Inhalte kostenlos zu sein haben. Die weitaus meisten Experimente z.B. von Zeitungen und anderen Anbietern von Textinhalten mit sogenannten Paywalls, also dem Verbergen der Inhalte hinter Bezahlschranken, scheitern früher oder später.

Trotzdem muss sich das Internet finanzieren. Das tut es über Werbung. Genau so wie andere Medien: Radio, Fernsehen, gedruckte Zeitungen und Zeitschriften. Werbung ist für all diese Medien eine unverzichtbare Einkommensquelle.

Das Internet hat gegenüber den anderen Medien den Vorteil, dass es einen Rückkanal hat. Der Fernseher meldet zurzeit noch nicht, welche Sendung ich sehe, das Radio meldet der Sendestation nicht, dass ich sie höre, usw. Das Internet aber kann dem Werbetreibenden solche Signale senden, woraufhin dieser die Werbung genauer anpassen kann. Davon lebt Facebook, davon lebt Google, davon lebt Windows 10, davon lebt heutzutage im Grunde das ganze Internet. Und wem bitte schadet das?

Wir bezahlen die Kostenloskultur des Internet mit unseren Daten, sie sind die Währung, mit der wir das tun. Und das ist es, was unsere deutschen Datenschützer angreifen: sie vermindern den Nutzen des Internet durch ihre ständige Bevormundung. Sie verbieten den Einsatz der Währung Daten. Sie nehmen den Webseiten, die wir besuchen, einen Teil der Existenzgrundlage. Damit nehmen sie uns das Internet. Und das, ohne zu fragen, ob wir ihre Arbeit überhaupt wollen.

Ich will einen Opt-Out für den Datenschutz

Sie haben sicher schon gemerkt, dass viele Webseiten jetzt ständig mit irgendwelchen Texten am Bildschirmrand oder gar als Popup nerven, die darauf hinweisen, dass die Webseite Cookies setzt und dass Ihre weitere Benutzung dieser Seite als Zustimmung dazu angesehen wird. Finden Sie das gut? Freut es sie, das überall und immer wieder zu sehen und bestätigen zu müssen? Cookies sind so alt wie das Internet, wen interessiert das wirklich?

Ich hätte viel lieber eine Opt-Out-Funktion für die Bevormundung durch die Datenschützer. So was wie eine „Not in my name“-Petition, die den Datenschützern zu übergeben wäre.

Liebe Datenschützer, hört bitte auf, euch meinen Kopf zu zerbrechen und sorgt lieber dafür, dass die Internet-Benutzer befähigt werden, auf Datensparsamkeit zu achten. Leistet Aufklärungsarbeit, das wäre konstruktiv. Was ihr macht, ist bloß destruktiv und vermiest uns allen das Internet, das für euch anscheinend Neuland ist, das ihr selbst nicht betreten wollt.

Ein Kommentar

  1. Hi,
    Ich finde die Arbeit der Datenschützer sehr gut, denn außer ihnen machts ja niemand.

    Auserdem will ich gerne selbst bestimmen, wem meine Daten zugespielt werden.
    Zum Thema Cookies, Ich bin sehr froh über die Möglichkeit diese zu unterbinden da
    ich nicht will das meine Daten willkürlich im Internet rumschwirren.

    Mfg Mike

    Mike

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