Die allererste Frage, die sich einem Neueinsteiger in die Linuxwelt stellt, ist die Frage nach dem richtigen Linux. Es gibt nicht nur ein Linux eines bestimmten Herstellers, so wie es nur eine aktuelle Windows-Version gibt, die von Microsoft stammt und vertrieben wird. Linux ist zunächst einmal nur ein Betriebssystemkern, der dem Anwender allein nicht viel nützt und der mit einer Vielzahl weiterer Programme und Werkzeuge kombiniert werden muss, um ein lauffähiges System zu erhalten. Dies muss der Einsteiger natürlich nicht selbst machen, sondern viele andere erfahrene Linux-Anwender haben dies bereits erledigt und verteilen ihre Version und Vision von Linux in der Regel kostenlos an Interessierte.

Distributionen

Die unterschiedlichen Varianten von Linux bezeichnet man als Distributionen. Eine für Einsteiger geeignete Distribution enthält den Linux-Kern, diverse zusätzliche Bibliotheken und Werkzeuge, die ein System unter der Motorhaube noch braucht, mindestens eine grafische Oberfläche, grafische Werkzeuge, die bei der Installation des Systems helfen, und eine Grundauswahl an Programmen.

Download und Benutzung der Distribution und all ihrer Software sind legal kostenlos möglich. In der Linuxwelt gibt es zwar Firmen, die natürlich mit Linux auch Geld verdienen wollen, aber dies geschieht nicht durch den Verkauf der Software, sondern durch die Bereitstellung von Dienstleistungen wie Unterstützung, spezielle Programmierung usw.

Es gibt durchaus einzelne kostenpflichtige Programme, z.B. viele Spiele, aber auch spezielle Programme z.B. für das Online Banking. Der weitaus größte Teil aller verfügbaren Programme ist und bleibt aber kostenlos.

Sie erhalten eine Distribution, indem Sie sie vom Anbieter herunterladen. Es gibt mehrere hundert aktive Distributionen, aber nur eine Handvoll ist weit verbreitet, gut geeignet für Einsteiger und auch gut eingedeutscht. Hier eine kleine Auswahl:

[accordion] [toggle title=“Ubuntu“] Ubuntu ist die vermutlich bekannteste Linux-Distribution. Sie stammt von der südafrikanischen Firma Canonical. Ubuntu ist sehr einsteigerfreundlich und leicht zu installieren und zu benutzen, häufig gelingt die Installation von Geräten wie Druckern, Scannern, Kameras und so weiter vollautomatisch. Die Benutzeroberfläche namens Unity, die hier Verwendung findet, gefällt allerdings nicht jedem. Nicht zuletzt deshalb gibt es offizielle und inoffizielle Varianten wie Kubuntu, Xubuntu und viele weitere, die jeweils andere Oberflächen verwenden. Neue Versionen von Ubuntu erscheinen zweimal jährlich. Anwender haben die Wahl, entweder jeden Versionssprung mitzumachen oder sich auf die alle zwei Jahre im April erscheinenden LTS-Langzeitversionen zu konzentrieren. Ubuntu kann als Live-System heruntergeladen werden, das von DVD oder USB-Stick gestartet und ausprobiert werden kann, ohne es zu installieren.
[/toggle] [toggle title=“Mint“] Mint ist eine Distribution, die auf der aktuellen LTS-Version von Ubuntu basiert, aber ein anderes Bedienkonzept verfolgt. In der Standarddistribution verwendet Mint eine Oberfläche namens Cinnamon, mit der Windows-Benutzer, die ein Startmenü gewohnt sind, sehr schnell zurechtkommen dürften. Mint ist heutzutage mindestens so beliebt wie Ubuntu selbst und bietet Einsteigern ein leicht zu installierendes und zu benutzendes System. Wie Ubuntu kann auch Mint heruntergeladen und von DVD oder USB-Stick gestartet und ausprobiert werden, ohne es zuvor zu installieren.
[/toggle] [toggle title=“OpenSuse“] OpenSuse ist eine traditionsreiche Distribution aus Deutschland. Sie liegt in zwei Varianten vor, Tumbleweed, das einem sogenannten „Rolling Release“-Modell folgt, welches unbegrenzt umfangreiche Updates erfährt, und Leap, welches dem traditionelleren Modell der regelmäßigen Veröffentlichung neuer, stabiler Versionen folgt. OpenSuse richtet sich nicht ausschließlich an Einsteiger, ist aber auch für diese geeignet. Das offizielle OpenSuse bietet gleich mehrere Oberflächen zur Auswahl an, muss allerdings installiert werden, um es auszuprobieren. Die Webseite bietet jedoch auch inoffizielle Live-Derivate mit verschiedenen Oberflächen an.
[/toggle] [toggle title=“Mageia“] Mageia ist eine ebenfalls seit vielen Jahren etablierte Distribution, die sich für Einsteiger hervorragend eignet. Auch Mageia ist als Live-System von DVD oder USB-Stick zum Ausprobieren lauffähig. Es erlaubt wie OpenSuse die Installation unterschiedlicher Oberflächen und verfügt ebenfalls über eine hervorragende Hardware-Erkennung und gute Installations- und Konfigurationswerkzeuge.
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Installationsmöglichkeiten

Allen genannten Distributionen ist gemeinsam, dass sie die deutsche Sprache gut unterstützen. Sie können diese Linux-Distributionen also testen und bei Gefallen installieren. Die Installation ist neben Ihrem bisherigen Betriebssystem möglich. Dabei bieten die Installationsmedien Hilfestellung an, aber es ist von Vorteil, wenn Sie sich über die Vorgehensweise vorher genau informieren, damit Sie nicht durch einen unbedachten Klick ihr bestehendes System beschädigen. Auf jeden Fall ist eine Datensicherung vorab zu empfehlen.

Andere mögliche Varianten sind:

  • Das bisherige System nach einem Backup der eigenen Daten vollständig durch Linux ersetzen.
  • Linux in einer virtuellen Maschine (ein simulierter Computer, der als Programm in Windows läuft, z.B. VirtualBox) installieren.
  • Linux auf einem separaten, schnellen Datenträger installieren (USB 3.0), der bei Bedarf an den Computer angeschlossen wird.

Bei Fragen: Linux hat eine hilfsbereite Community

Gerade die Installation und die ersten Schritte unter Linux sind nicht selten schwierig für Neueinsteiger, vor allem, wenn diese Konzepte aus der Windows-Welt kennen und auf Linux übertragen wollen. Ein typisches Beispiel dafür ist der Gedanken, Hardwaretreiber oder Programme von Herstellerwebseiten oder anderswoher herunterladen zu wollen. Das ist, von einigen Ausnahmen abgesehen, nicht notwendig und oft auch gar nicht möglich. Stattdessen bieten Linuxdistributionen sämtliche notwendigen Programme in sogenannten Repositorien an, die sich mit den App Stores für Smartphones vergleichen lassen. Die Distributionen enthalten Programme, die dazu dienen, komfortabel sowohl Programme als auch Updates aus diesen Repositorien zu beziehen.

Es wird nicht ausbleiben, dass Sie Fragen zu Ihrem neuen Linux haben. Für jede Distribution existieren hilfreiche deutschsprachige Quellen wie Foren im Internet oder Gruppen auf Facebook, in denen Sie Ihre Fragen stellen können. Sagen Sie offen, dass Sie Einsteiger sind, scheuen Sie sich nicht, einen Ratschlag anzunehmen, auch wenn Sie diesen nicht unbedingt verstehen oder die angebotene Vorgehensweise zunächst kompliziert erscheint. Verlangen Sie nicht, dass alles genau so funktioniert wie in Windows – schließlich möchten Sie auch nicht, dass die Schadsoftware unter Linux genau so leichtes Spiel hat wie unter Windows. Dann werden Sie mit Linux vielleicht eine neue und interessante Weise kennenlernen, Ihren Computer zu benutzen.

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