Abseits der bekannten Trojaner, Würmer und Viren, die den Großteil der Schadsoftware ausmachen, die von Antivirenprogrammen belämpft werden, existiert eine weitere und für den Benutzer wesentlich lästigere Art von Schadprogrammen, die unter dem Begriff „potentiell unerwünschte Programme“ zusammengefasst werden.

Hauptsächlich dienen diese Programme zur Bereitstellung aggressiver Werbung beim Besuch von Internet-Seiten. Um dies zu erreichen, klinken sie sich auf vielfältige Weise in den Browser und das Betriebssystem ein. Die Entfernung dieser Programme ist häufig alles andere als trivial.

Was sind eigentlich „Potentiell unerwünschte Programme“ (PUPs)?

Vor allem unterscheiden sich PUPs von anderer Schadsoftware dadurch, dass sie eigentlich keinen Schaden anrichten. Sie stehlen keine Kontodaten oder fälschen Bankseiten. Dadurch laufen sie weitgehend unter dem Radar von Schutzprogrammen. Allerdings vergraben sich die Programme tief in Browser und System, deinstallieren oder blockieren Schutzprogramme und widersetzen sich der Deinstallation oft genau so hartnäckig wie Trojaner und Konsorten. Und wenn gleich mehrere dieser Programme auf den Computer geraten, können sie ihn praktisch unbenutzbar machen – zumindest, soweit es das Internet betrifft.

Keine andere Form der Schadsoftware habe ich in diesem Jahr so oft von Kunden-Computern beseitigen müssen wie PUPs. Dabei sind PUPs sogar legal. Computerbenutzer fangen sich potentiell unerwünschte Programme ein, indem sie ihre Installation erlauben. Das tun sie in der Regel, indem sie ein Programm (z.B. Shareware, Freeware, oft auch aus eigentlich vertrauenswürdigen Quellen wie den Download-Bereichen von Computerzeitschriften) aus dem Internet herunterladen und installieren und dann nicht genau aufpassen, was bei der Installation abgefragt wird, und einfach jeden Dialog mit OK bestätigen. Die Installation der PUPs wird darin nämlich in den meisten Fällen ausdrücklich angeboten, und eine Verseuchung wäre durch Entfernen des Häkchens in dem Dialog zu vermeiden.

Bei einigen Installationsroutinen kann es sein, dass eine benutzerdefinierte Installation ermöglicht wird – nutzen Sie diese nicht, kann auch eine automatische Installation der PUPs ohne Rückfrage erfolgen.

Beobachten Sie sich selbst: lesen Sie bei Installationen alle Dialogfenster? Denken Sie immer darüber nach, was da steht, bevor Sie OK drücken? Entfernen Sie Häkchen vor angebotener Zusatzsoftware?
Ich beobachte bei langjährigen Windows-Benutzern einen „Windows-Reflex“: Dialogboxen aller Art werden sofort durch OK weggeklickt, ohne dass der Inhalt zur Kenntnis genommen wird. „Das versteht ja eh keiner“, heißt es dann; sogar, wenn eigentlich einem Fachmann ein Fehler gezeigt werden soll. Wenn Sie diesen Reflex bei sich beobachten, gehen Sie bewusst dagegen vor. Er ist eine der größten Gefahren, denen Sie sich bei der Computerbenutzung aussetzen.

Die potentiell unerwünschten Programme geben sich ganz offiziell als legitime und erfolgreiche Werbemöglichkeiten für das Internet aus. Als Beispiel dafür hier ein Screenshot von einer ganz normalen Webseite; die Firma stellt eine Software namens „Lollipop“ her und tut auf der Seite so, als handele es sich um ganz unproblematische Software:

Screenshot: Werbung für das Programm Lollipop
Werbung für das Programm „Lollipop“ – für größere Darstellung bitte klicken

Hier wird ganz frei und offen beschrieben, dass das Programm sogenannte Pop-Unders produziert, also weitere Browser-Instanzen im Vollbild, die unter dem eigentlichen Browserfenster liegen und erst nach dem Schließen auffallen. Es wird auch angegeben, dass die Software per Installation mit anderen Programmen verteilt wird.

Hinweis: Bitte verwechseln Sie diese Software nicht mit der neuen Version 5 des Betriebssystems Android, welches ebenfalls den Namen Lollipop verwendet. Ich halte es für einen unglücklichen Zufall, dass diese Software, die mit ihrem bunten Logo sowieso schon sehr in die Nähe der Google Apps rückt, nun auch noch den Namen des Systems vorweggenommen hat. Immerhin ist aber klar, dass dieses potentiell unerwünschte Programm bereits im Februar 2014 diesen Namen trug, als von Android 5 noch nichts zu hören war.

Oft ist es schwierig, bestimmte Ereignisse im Browser einem bestimmten Programm zuzuordnen, da in den meisten Fällen nicht nur ein PUP installiert ist. In einem konkreten Fall erschienen außer den Pop-Unders auch im eigentlichen Browserfenster zusätzliche Werbeeinblendungen, die durch Stichwörter auf der Seite ausgelöst wurden, und auch der Text der Seite selbst wurde umgewandelt und mit Werbung ergänzt. Es gibt Programme, die aus allen Stichwörtern auf einer Seite klickbare Verknüpfungen machen, bei denen sich ein Bild mit einer Werbebotschaft öffnet, sobald der Mauszeiger in die Nähe gerät. Diese Programme stellen eine gewaltige Behinderung des Benutzers dar oder machen den Browser sogar unbenutzbar; aber da man sie freiwillig installiert hat, ist rechtlich gesehen nichts zu beanstanden.

Häufig lassen sich die Programme auf die übliche Weise deinstallieren, aber viele enthalten weitere Komponenten wie Browser-Erweiterungen, die dadurch nicht verschwinden, oder sie erschweren die Deinstallation durch künstlich in die Länge gezogene Deinstallationszeiten, sehr auffällige Abbruchknöpfe neben unscheinbaren Fortfahren-Links und so weiter.

Wenn Ihr Browser ein Verhalten zeigt wie oben beschrieben, dann zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Ich helfe Ihnen gerne und günstig bei der Entfernung potentiell unerwünschter Programme.

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