Nicht zuletzt durch die aktuelle allgemeine Verunsicherung bzgl. der DSGVO und der Notwendigkeit von Cookie-Bannern dürfte der Wunsch nach einer Webseitenstatistik, die keine persönlichen Daten sammelt und deshalb unter dem Radar der DSGVO fliegen sollte, unter WordPress-Webseitenbetreibern groß sein. Das Plugin Statify verspricht, eine solche Statistik zu sein. Sie will einen allgemeinen Überblick verschaffen, der sich auf ein paar Eckdaten beschränkt. Die Tiefe einer Statistik wie Matomo oder Google Analytics soll dabei nicht erreicht werden, wobei die meisten Betreiber kleinerer und lokal ausgerichteter Webseiten die Detailfülle dieser Boliden in der Regel auch weder benötigen noch interpretieren können.

Ich selbst setze auf meiner Webseite Matomo ein, habe aber vor kurzem zumindest die Wiedererkennung von Besuchern abgeschaltet, um (vermutlich) kein Cookie-Banner schalten zu müssen. Für mich persönlich ergibt sich daraus nur der Effekt, dass Besucher von Besuchen nicht mehr unterscheidbar sind: beide Kennzahlen sind seither identisch, da Besucher nicht mehr wiedererkannt werden.

Um auch meinen Kunden vielleicht eine gewisse Statistik in Ergänzung zur Google Search Console anbieten zu können, ohne dass Matomo betrieben werden muss, habe ich parallel auch Statify installiert. In diesem Beitrag möchte ich nun die Ergebnisse meiner bisherigen Beobachtungen im Vergleich darstellen.

Vorab sollte noch erwähnt werden, dass Webstatistiken grundsätzlich nicht die Realität in harten, zuverlässigen Zahlen darstellen, sondern nur mehr oder weniger genaue Tendenzen aufzeigen können. Es gibt zu viele Unwägbarkeiten, zu viele Möglichkeiten, bestimmte Faktoren wie Seitenzugriffe usw. zu definieren und zu messen, um jemals absolut verlässliche Zahlen zu erhalten. Besucher können das Laden einer Seite abbrechen – ab welchem Punkt war es ein Zugriff? Sie können 5 Sekunden bleiben, sie können gleich den Browsertab wechseln und die Seite für eine halbe Stunde ignorieren und niemals anschauen, sie können sie gründlich lesen, aber laden sie zwischendurch drei Mal neu… Jede Statistik beruht auf Entscheidungen der jeweiligen Programmierer, welche Ereignisse wann und wie zu zählen sind. Dazu kommen mehr oder weniger effektive Filter gegen Bots, die nicht mitgezählt werden sollen, etwaige Einstellungen der Besucher-Browser, die Tracking blockieren oder behindern, usw.

Statify im Überblick

Statify will keine vollständige Statistik sein, sondern die für viele Seitenbetreiber wichtigsten Fragen klären: welche meiner Seiten und Beiträge werden überhaupt besucht? Und woher kommen sie?

Das Plugin Statify selbst setzt nur ein kleines Widget in das Backend:

Das Statify-Widget im Backend von WordPress
Das Statify-Widget: eine kleine Übersicht über die Webseiten-Ereignisse

Das Widget zeigt eine Verlaufskurve der Seitenzugriffe pro Tag. Oben links ist die gemessene Maximalzahl an Zugriffen eines Tages angezeigt (hier: 268). Die besten Quellen sind die Webseiten / Suchmaschinen, von denen die Besucher kamen, jeweils mit der Zahl von dort gemessener Besucher. Eine weitere Liste enthält die Zugriffe auf „Beste Inhalte“, also Seiten und Beiträge, aber auch Kategorien und andere automatisch erstellte Inhalte.

Diese Statistik spiegelt nur sehr grobe Daten wider, je größer der beobachtete Zeitraum eingestellt wird, umso weniger Details sind sichtbar. Würde zum Beispiel ein neuer Beitrag großen Anklang finden, könnte er trotzdem nur schwer gegen Evergreens bestehen. Man kann bei dem Widget nur einen Zeitraum der Aufbewahrung einstellen – anders als bei anderen Statistiken kann man also nicht z.B. die Daten eines Jahres und der letzten beiden Wochen miteinander vergleichen. Es gilt also, einen guten Kompromisswert zu finden und sich gegebenenfalls über einen längeren Zeitraum Notizen zu machen.

Da keine Speicherung persönlicher Daten erfolgt, nicht einmal der IP-Adresse, und Besucher auch nicht wiedererkannt werden, dürfte diese Form der Statistik aus Sicht des Datenschutzes kein Problem darstellen.

Nützlicher Zusatz: Das Plugin „Statify – Erweiterte Auswertung“

Etwas mehr Daten und vor allem mehr Übersicht bietet das Plugin zum Plugin „Statify – Erweiterte Auswertung“. Es verankert sich im Backend links in der Spalte und bietet eine Überblicks- / Jahresansicht, eine separate Ansicht für angezeigte Inhalte, in der man einen Zeitraum definieren kann, sowie eine Ansicht für die Quellen, hier als „Verweise“ bezeichnet. Zwar erscheinen die zugehörigen Tabellen (zumindest bei mir) schlecht formatiert, so dass die Überschriften der Spalten deutlich weiter links stehen als deren Daten, aber darüber kann man hinwegsehen.

Statify - Ansicht der Beliebtesten Inhalte in der Erweiterten Auswertung
Die Ansicht der beliebtesten Inhalte in Statify – Erweiterte Auswertung.
Weiter unten schließt sich eine exportierbare tabellarische Darstellung aller Inhalte an

Gerade die Fähigkeit, Zeiträume zu fokussieren, erweitert die Möglichkeiten des Plugins beträchtlich. Nun kann man einen großen Aufbewahrungszeitraum für die Daten definieren und kann trotzdem auch kürzere Zeiträume daraus prüfen.

Gerade für WordPress nützlich ist die deutliche Trennung von Seiten und Beiträgen: in der Inhaltsübersicht gibt es neben der Gesamtansicht, die auch Kategorien und Tags enthalten kann, auch jeweils eine tabellarische Ansicht nur für Seiten und nur für Beiträge. Und in der Übersicht der Verweise kann ebenfalls eine bestimmte Seite oder ein Beitrag gewählt werden, um so zu sehen, welche Quellen auf eben diesen Inhalt verweisen.

Statify hat übrigens über 100.000 Installationen, dieses Erweiterungsplugin aber nur über 4.000 – hier wird sehr viel Nutzen verschenkt.

Weitere Statify-Plugins umfassen ein Widget für die Darstellung auf der Webseite selbst und eine Blacklist-Erweiterung, mit der man eigene IP-Listen sperren kann. Diese beiden habe ich nicht installiert.

Direkter Vergleich: wie schlägt sich Statify gegen Matomo?

Dass Matomo deutlich mehr Daten überwacht als Statify, ist offensichtlich. Ich verwende daher im Folgenden nur die Ergebnisse von Matomo in den Bereichen, die Statify mit dem Erweiterungs-Plugin auch überwacht. Das sind in erster Linie die Seitenansichten.

Ich habe dazu die Daten einer Woche aus beiden Systemen einander gegenüber gestellt. Als erstes sprang ins Auge, dass die in Statify gezählten Seitenansichten durchweg höher liegen als die von Matomo gemessenen. Statify zählt im Durchschnitt anderthalb mal so viele Zugriffe wie Matomo, am extremsten Tag waren es sogar 205%, also etwas mehr als doppelt so viele. Dies könnten nicht erkannte Bot-Zugriffe sein. Ich würde davon ausgehen, dass Statify wahrscheinlich in der Lage ist, bekannte Suchmaschinenbots aus der Statistik auszunehmen, so dass die zusätzlichen Besuche dann eher Bots von der dunklen Seite der Wiese wären, also Spambots und solche, die die Webseite auf Sicherheitsprobleme abklopfen.

Ich schätze, dass Bots auf der Suche nach Sicherheitslücken keine Seiten und Beiträge öffnen müssen, sondern wohl eher über Direktzugriffe auf Plugins mit bekannten Problemen usw. ihren Job verrichten. Diese sollten also automatisch an der Statistik vorbei gehen. Spambots greifen durchaus auf Seiten und Beiträge zu, um Kommentare zu posten. Allerdings waren das bei mir in der überwachten Zeit gerade einmal ca. 20 Stück, die durch Antispam Bee geblockt wurden, was bei weitem nicht ausreicht, um die Diskrepanz zu erklären.

Darüber hinaus kann ich beobachten, dass die Spambots vornehmlich ältere Seiten und Beiträge beehren, die zum größten Teil zu den weniger erfolgreichen gehören. Damit dürften sie auch eher für Abweichungen am unteren Ende der Statistik sorgen.

Natürlich kann es genau so gut möglich sein, dass viele Besucher Matomo blockieren, indem sie z.B. die Opt-Out-Lösung dafür benutzen. Ich kann an diesem Punkt nicht entscheiden, welches bloße Zahlenwerk näher an der Realität ist.

Jedenfalls stimmen die Listen der erfolgreichsten Seiten aus Statify, Matomo und sogar der Google Search Console aktuell in der Reihenfolge der aufgelisteten Seiten für denselben Zeitraum perfekt überein, es gibt lediglich hier und da einige zusätzliche Ergebnisse dazwischen. Statify dürfte damit also zumindest geeignet sein, korrekte Informationen über den relativen Beliebtheitsgrad von Seiten und Beiträgen sowie die Herkunft der Besucher zu liefern. Das dürfte für viele Zwecke völlig ausreichen.

Nebenschauplatz Datenschutzerklärung

Eine Kleinigkeit möchte ich noch erwähnen, die mir bei der Beschäftigung mit der Statistik ins Auge springt. Wir machen dieses ganze Brimborium ja hauptsächlich mit, weil es die DSGVO verlangt und der Datenschutz mittlerweile zunehmend mit Abmahnungen und Klagen durchgedrückt wird. Mich interessierte also die Frage, wie viele Leute sich denn überhaupt für meine Datenschutzerklärung interessieren, wo ich Schwerverbrecher doch nicht mal einen Cookiehinweis habe, geschweige denn ein Banner? Außerdem befindet sich die lokale Opt-Out-Möglichkeit für Matomo auch in der Datenschutzerklärung, und ich gehe mal davon aus, dass der Besuch zumindest bis zum Opt-Out auch getrackt bleibt.

Das Ergebnis ist eindeutig: die Datenschutzerklärung interessiert kein Schwein. In diesem Jahr habe ich bislang gerade mal 38 gezählte Zugriffe darauf in Matomo, das sind 0,0015% der Gesamtseitenansichten. Im auch mit Statify überwachten Zeitraum sind es 2 in Matomo, aber 4 in Statify. Dafür, dass die Datenschutzerklärung mit ständigen Updates mit am meisten Arbeit macht, ist ihr Nutzen damit deutlich eingeschränkt.

3 Kommentare

  1. Hallo,
    danke für den Bericht. Meine Seite ist nun knapp über zwei Monate alt und es ist meine erste Seite, ich bin daher sehr neu auf dem Gebiet. Seit Beginn habe ich Statify im Einsatz. Mit ist aufgefallen, dass ich sehr hohe Seitenzugriffe habe, diese sich aber nicht ansatzweise bei den Verweisen wiederfinden. Gestern hatte ich z.B. 165 Seitenaufrufe, Verweise dazu habe ich lediglich 7. Woran kann das liegen?
    Ich nutze nur dieses Tool zur Überwachung und werfe zudem immer mal einen Blick in die Google Search Console,
    VG

    1. Hallo, zum einen sind Verweise (Referrer) die Herkunftsseiten von Besuchern. Kommt ein Besucher von Google und betritt die Webseite, woraufhin er zehn Seiten aufruft, ist es ein Verweis, aber zehn gelesene Seiten.

      Statistiken stimmen zudem selten überein. Zum Beispiel zählt Statify bei mir gestern 142 Verweise zu 196 Seitenaufrufen, während Matomo 126 Besuche(r) und 163 aufgerufene Seiten mit 115 Referrern zählt.

      Seit ich auf das Matomo-Cookie verzichte, können Besucher nicht mehr identifiziert und daher nicht von Besuchen unterschieden werden. Wer zwei Mal kommt, wird zwei Mal gezählt. Trotzdem zählt Statify, das diese Unterscheidung auch nicht treffen kann, mehr.

      Wie es im einzelnen genau zählt, kann ich nicht sagen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es weniger Verkehr durch Bots usw. ausfiltert als Matomo. Zumindest die Seitenaufrufe können auch durch Quellen ohne Referrer verursacht werden, vor allem, wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass wenige Besucher viele Seiten lesen. Beispielsweise wäre ein Direktaufruf aus den Lesezeichen auch ohne Referrer.

      Es gibt einige Plugins aus dem Security-Bereich, die bestimmte Bots blockieren können. Wenn ein solches Plugin eine Veränderung bei den Zugriffszahlen bewirkt, wurden die überschüssigen Seitenaufrufe nicht von Menschen produziert.

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