Früher oder später spielt jeder Betreiber einer Website mit dem Gedanken, Geld in eine bessere Platzierung seiner Website zu investieren. Das Stichwort zu diesem Thema ist „Suchmaschinenoptimierung„. Anbieter für diese Dienstleistung findet man im Internet wie Sand am Meer – aber leider gibt es viele Abzocker, die vor allem auf der Suche nach leichten Opfern sind. Und das sind nicht unbedingt nur Spammer oder Telefonmarketer, die vorgeben, Optimierungen für Google vorzunehmen; nicht selten sind es an sich seriös wirkende Agenturen, die sich für vorgetäuschte Arbeit fürstlich entlohnen lassen.

Was ist überhaupt Suchmaschinenoptimierung?

Unter Suchmaschinenoptimierung (SEO) versteht man alle Arbeiten, die an einer Website oder im übrigen Internet durchgeführt werden, um die Auffindbarkeit der betreffenden Website in Suchmaschinen zu verbessern. In Deutschland liegt der Fokus dabei klar auf Google, diese Suchmaschine hat nach wie vor einen Marktanteil von mehr als 90%.

Es geht also darum, „in Google gut gefunden zu werden“. SEO-Agenturen sind nun Dienstleister, die genau das anbieten: nämlich die notwendigen Arbeiten an der Website und im übrigen Internet durchzuführen, die voraussichtlich dabei helfen werden, die Platzierung der Webseite in Suchergebnissen zu verbessern.

Typologie der SEO-Kunden

Aus Sicht der SEO-Agentur gliedert sich die Welt der potentiellen Kunden in drei Bereiche auf, die man in einem Schaubild wie folgt zusammenfassen kann:

Drei Typen von SEO-Kunden: Großfirmen mit eigener SEO-Abteilung, Unternehmen ohne Sachkenntnis, aber mit Geld und Marken, und kleine Unternehmen ohne Werbeetat und Sachkenntnis, mit lokal beschränktem Wirkungskreis, die man ausnehmen kann.
Die drei Typen möglicher SEO-Kunden

Schauen wir uns dieses Diagramm einmal von oben nach unten an. Ganz oben (rot) stehen große, oft internationale Firmen mit riesigen Umsätzen und tollen Marken von weltweitem Bekanntheitsgrad. Firmen, die groß genug sind, für so etwas wie SEO eine eigene Abteilung zu haben. Diese Firmen wären zwar tolle Kunden, brauchen aber keinen Dienstleister in diesem Bereich.

Darunter befindet sich der eigentliche Kundenkreis von SEO-Agenturen (gelb): Firmen, die sich keine eigene SEO-Abteilung leisten können oder wollen, aber dennoch einen so großen Umsatz, Wirkungskreis und Bekanntheitsgrad genießen, dass sie einen Etat für Werbung haben, womöglich sogar einen eigenen für SEO. Sie haben Marken und neue Produkte, die es zu platzieren gilt. Hier kann ein SEO-Spezialist viel Geld für viel gute Arbeitsleistung bekommen. Wir sprechen gut und gerne über mehrere tausend Euro im Monat.

Dann gibt es da aber noch eine riesige Menge an kleineren Firmen (grün): Einzelunternehmen, kleine Betriebe, Praxen, Kanzleien und vieles mehr. Auch hier gibt es in der Regel keine eigene Sachkenntnis, aber der Gesamtumsatz der Firma ist womöglich auch nicht so groß, dass es überhaupt einen festen Werbeetat, geschweige denn einen SEO-Etat gibt. Es gibt hier auch keine richtige Marke, keine individuellen Produkte und oft keinen größeren regionalen Wirkungskreis. Trotzdem möchten auch solche Unternehmen gerne im Internet gefunden werden.

Bluffen und blenden: wie man den kleinen Unternehmer als SEO-Kunden gewinnt

Wendet sich eine Firma aus dem grünen Bereich nun an eine SEO-Agentur, dann kann es passieren, dass sie sich ein schwarzes Schaf ausgesucht hat. Die Agentur hat leichtes Spiel: mit tollen Fachwörtern (also Bullshit) und kühnen Behauptungen kann man ahnungslosen Opfern durchaus auch ohne festen Werbeetat zwei-, dreihundert Euro im Monat aus der Tasche ziehen. Typisch sind folgende Behauptungen:

  • Wir bringen Sie in Google auf Platz 1! – Das ist schon allein deshalb Bullshit, weil es „den Platz 1“ nicht gibt. Jede einzelne Google-Suche ist ein Unikat. Jede Suche wird von einem durch Google bereits mehr oder weniger analysierten Benutzer an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit auf eine bestimmte Weise formuliert, und er bekommt nach einem komplizierten und niemandem konkret bekannten Algorithmus unter Berücksichtigung von rund 200 (!) unterschiedlichen Faktoren eine Liste von Suchergebnissen, die aktuell zu der Suche am besten passen. Getreu dem Sprichwort „Man springt niemals zwei Mal in denselben Fluss“ kann das Ergebnis unter denselben Voraussetzungen schon kurze Zeit später anders aussehen. Einen absoluten Platz 1 kann es also gar nicht geben. Auf der anderen Seite befinden Sie sich nach einem Firmeneintrag in Google MyBusiness mit Ihrem Firmennamen praktisch automatisch auf Platz 1 bei einer regionalen Suche, das ist keine SEO-Leistung. Da stehen all Ihre Mitbewerber auch.
  • Wir sind Google-zertifiziert / frühere Google-Mitarbeiter / im Besitz geheimen Google-Wissens! Fakt ist: Niemand, nicht einmal Google selbst, weiß vollständig, wie der Google-Algorithmus funktioniert. Google gibt durchaus ein paar Hinweise heraus, aber es gibt ständig Updates, unterschiedliche Experten widersprechen sich. Alles, was SEOs wissen, stammt aus der Interpretation von Beobachtungen über längere Zeiträume und von mehr oder weniger schwammigen Aussagen seitens Google. Klare Fakten existieren nicht. Alles, was SEOs wissen, können Sie im Grunde auch selbst herausfinden.
  • Google will Ihre Seite nicht indizieren, wenn der SEO-Fachmann Google nicht von Ihrer Website überzeugt! Google wird als Feind oder unwilliger Dienstleister dargestellt, der nur mit profunder Sachkenntnis dazu bewegt werden kann, Ihre Website wahrzunehmen. Google ist aber nur dann unwillig, wenn Ihre Website keine brauchbaren Antworten auf reale Fragen der Suchenden bietet. Wenn das der Fall ist, kann man eine Weile mit bestimmten Tricks arbeiten, um der Aussortierung zu entgehen, aber irgendwann merkt der Google-Algorithmus das und sortiert Sie doch aus, womöglich nachhaltig. Tatsächlich sagt Google selbst, dass das wichtigste SEO-Merkmal einer Website relevante Inhalte sind. Google will Ihre Website gut positionieren, wenn sie es wert ist. Denn Google lebt davon, gute Antworten auf Fragen zu finden.

Geld für nichts: Der Kunde arbeitet, die SEO-Agentur kassiert

Wie im letzten Punkt der vorangegangenen Liste erwähnt, verlangt Google gute Inhalte. Eine Seite soll Suchanfragen möglichst perfekt beantworten. Aber kann ein SEO-Fachmann denn Ihr Geschäftsfeld treffender beschreiben als Sie selbst?

Ein guter SEO-Fachmann wird Ihnen helfen, Ihr Geschäftsfeld möglichst treffend darzustellen. Er wird Sie technisch und redaktionell unterstützen, damit die Texte, die verfasst werden, sowohl Suchmaschinen als auch Kunden zufriedenstellen. Aber schwarze Schafe verlangen von Ihnen lediglich, dass Sie selbst vollständige Texte und Blogbeiträge in einer Textverarbeitung verfassen und per Mail schicken, die der SEO-Fachmann dann seinen Praktikanten unbearbeitet per Kopieren / Einfügen in die Webseite kleistern lässt, wofür er eine dreistellige Monatspauschale verlangt.

SEO für kleine Firmen darf nicht teuer sein

Es gibt durchaus SEO-Leistungen, die viel Geld wert sind. Aber für kleine Firmen als Auftraggeber kommen diese Leistungen und deren Kosten einfach nicht in Frage. Wenn Sie einen handwerklichen Betrieb in Remscheid haben, ist es zwar ein toller SEO-Erfolg, wenn Sie auch in Chicago bei einer Suche nach Ihrem Handwerk auf Seite 1 der Suchergebnisse erscheinen, aber es nutzt Ihnen nichts.

SEO für kleine Firmen besteht aus folgenden Elementen:

  • Die Website-Technik in Augenschein nehmen und sicherstellen, dass sie keine technischen Fehler enthält (Google per robots.txt blockiert, falsche oder fehlende Überschriften-Struktur usw.). Etwaige Fehler ausmerzen. In manchen Fällen kann es durchaus notwendig sein, eine ganz neue Seite zu erstellen. Aber Vorsicht, wenn der Wechsel auf Server der SEO-Agentur verlangt wird: das primäre Ziel einer solchen Maßnahme ist Kundenbindung, denn damit hat die SEO-Agentur Ihre Website in der Hand.
  • Die Website-Inhalte ebenfalls prüfen und überarbeiten, und zwar mit den Augen der Suchmaschinen und der potentiellen Leser. Es nutzt nichts, wenn die Website toll in Google platziert ist, aber jeden Leser mit falscher Grammatik und kaputter Formatierung abschreckt. Ein SEO, der Ihre Inhalte unverändert übernimmt, macht seinen Job nicht.
  • Sicherstellen, dass die Website nicht nur im Browser des Kunden funktioniert, sondern auch überall sonst, inklusive (und besonders) auf Smartphones. Das können Sie auch selbst prüfen und sollten es regelmäßig tun.
  • Die Seite per Google Search Console und vielleicht auch mit den Bing Webmaster Tools überwachen. Ich habe tatsächlich schon Websites von Kunden gesehen, bei denen die SEO-Agentur für dreistellige Monatspauschalen nicht mal das gemacht hat. Es ist der Grundstein für SEO, denn nur so erfährt man die tatsächlichen Suchanfragen, die auf Google zu einer momentan noch schlechten Positionierung führen, an deren Verbesserung man dann strukturiert arbeiten kann.
  • Bei Websites einer bestimmten Größe ist die Erfassung der Besucherströme mit einer Statistik wie Matomo ebenfalls sinnvoll, wenn diese Daten dann auch mal ausgewertet werden. Und zwar nicht nur die paar, die dem Kunden gefallen könnten, sondern alle. Matomo kann z.B. so eingerichtet werden, dass der Kunde automatisch Informationen erhält – die dem Kunden natürlich auch vernünftig erläutert werden müssen.
  • Beratung des Kunden hinsichtlich der Verbreitung seiner Informationen: Hinweis auf Google MyBusiness oder Einrichtung des Eintrags, Unterstützung bei Auftritten in sozialen Netzwerken, Einrichtung in passenden lokalen oder thematischen Portalen usw., Aufbau von Verknüpfungen mit anderen Websites (Links und Backlinks).
  • Unterstützung des Kunden bei der Erstellung neuer Inhalte und der Änderung der bestehenden, denn eine lebende Website hat bessere Chancen.
  • Überwachung des Erreichten, ständige Verbesserungen und regelmäßige Kommunikation mit dem Kunden. Bei lokal agierenden Kunden ist lokale Suchmaschinenoptimierung auch das Maximum des sinnvoll Erreichbaren, entsprechend muss kommuniziert werden.

Nichts davon rechtfertigt meiner Ansicht nach höhere dreistellige Monatspauschalen. Der Anfangsaufwand mag durchaus eine relativ hohe Einmalzahlung erfordern, aber wenn der Grundstein gelegt ist, hält sich der laufende Arbeitsaufwand wirklich in Grenzen. Ein SEO, von dem Sie nichts mehr hören, der Sie lediglich mit ein paar Erfolgsmeldungen abspeist, nichts von Ihnen verlangt außer Geld, der zieht Sie über den Tisch.

Wenn Sie überlegen, SEO-Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, wenn Sie vielleicht bereits für SEO zahlen, durch die obigen Ausführungen aber das Gefühl haben, womöglich abgezockt zu werden, dann bin ich Ihnen gerne behilflich, Ihre Situation zu analysieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Kontaktieren Sie mich einfach, bevor Sie (weiter) Geld zum Fenster raus werfen.

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