In Foren und Gruppen, die sich mit Linux beschäftigen, wird sehr häufig gefragt, welche Linux-Distribution sich für den Umstieg von Windows auf Linux am besten eignet. Ebenfalls sehr oft wird gefragt, welche Distribution für den vorhandenen Computer in Frage kommt. Beides sind natürlich legitime Anliegen, aber fast gar nicht berücksichtigt wird eine ganz andere Fragestellung: Welche Anwender eignen sich denn überhaupt für den Umstieg auf Linux?

Nicht jeder ist für den Umstieg auf Linux geschaffen
Nicht jeder ist für den Umstieg auf Linux geschaffen

Persönliche Voraussetzungen für den erfolgreichen Umstieg

Beobachten Sie sich einmal selbst, wenn Sie über einen Umstieg zu Linux nachdenken: Wozu benutzen Sie Ihren Computer, wie benutzen Sie ihn? Wie sicher sind sie im Umgang mit dem Ihnen bekannten System?

Gleichermaßen sollte man auch Personen betrachten, denen man den Umstieg nahelegen will. Nicht jeder eignet sich für den Umstieg.

Sehr wichtig ist Freude im Umgang mit dem Computer und ein gewisser Wille zum Experimentieren. Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass der Umstieg ein Experiment mit ungewissem Ausgang ist, sondern dass man bereit sein muss, manche Dinge anders anzugehen, als man es gewohnt ist.

Wer große Schwierigkeiten bekommt, wenn ein Desktop-Icon am Bildschirm nicht genau da ist, wo es sein sollte, wer von einer Windows-Version zur nächsten selbst bei kleineren Veränderungen (z.B. Vista zu 7) schon aus dem Tritt gerät, der wird auch bei einem neuen Linux-System weiterhin vergleichbare Probleme wie bisher haben. Die Benutzung von Computern kann nicht mechanisch und nach Rezept erfolgen. Wer sich jeden einzelnen Schritt vom Einschalten bis zum Öffnen des gewünschten Programms aufschreiben muss und diese Liste täglich abarbeitet, ohne die Handlungen, die er durchführt, verstehen zu können oder zu wollen, der hat ein wesentlich grundsätzlicheres Problem als nur Unzulänglichkeiten von Windows.

Wer sich hingegen über bestimmte, typische Windows-Schwächen ärgert, obwohl er eigentlich ganz gut mit dem System zurecht kommt, wer sich bestimmte Funktionen wünscht und diese sogar mit Programmen von Drittherstellern nachrüstet, wer also im Grunde bereits ein geübter Anwender ist, der kann auch auf Linux umsteigen, wenn er das möchte.

Ich habe im Übrigen auch mit blutigen Anfängern sehr gute Erfahrung gemacht, die vor Linux keine Berührung mit Windows hatten, sowohl mit Kindern als auch mit Personen von 50 Jahren und älter. Für mich steht fest, dass ein völliger Anfänger mit einem fertig installierten Linux-Computer mindestens genau so gut zurecht kommen kann wie mit einem Windows-System, in der Regel sogar wesentlich besser.

Wir brauchen vorinstallierte Systeme

Die größte Hürde ist die Installation von Linux. Nicht nur deshalb, weil sehr viele Umsteiger mit diesem Prozess bereits überfordert sind, sondern vor allem auch, weil häufig der Eindruck erweckt wird, sie könnten mit einer brandaktuellen Distribution einem mehrere Jahre alten System neues Leben einhauchen. Das ist zwar möglich, aber oft auch nicht. Prozessoren, die bestimmte moderne Funktionen nicht unterstützen, können z.B. dazu führen, dass Ubuntu und seine Ableger sich nicht installieren lassen.

Es gibt zwar technisch einfachere Linuxvarianten wie Puppy Linux für ältere Hardware, aber diese Varianten sind nicht unbedingt einfacher in der Benutzung. Sehr oft wird das verwechselt: die Einrichtung vermeintlich ressourcenschonender Desktop-Umgebungen ist zum Beispiel oft wesentlich komplizierter als die Benutzung anspruchsvoller und moderner Umgebungen.

Am besten ist es also, wenn der Computer entweder bereits beim Kauf mit Linux ausgestattet ist (sofern der Verkäufer seine Sache versteht und nicht nur lieblos irgendeine Standardinstallation durchführt, die dann z.B. die Webcam nicht unterstützt), oder wenn die Installation fachmännisch vorgenommen wird. Mit einem fertig installierten und konfigurierten System treten dann im weiteren Verlauf keine Probleme auf, sofern der Anwender bereit ist, sich hier und da auf ein anderes Bedienkonzept einzulassen und Willens ist, etwas Neues zu lernen.

Weitere Alternativen

Wer von Windows weg möchte, muss nicht unbedingt zu Linux wechseln. Zwar ist es richtig, dass die meisten Aufgaben, die normale Anwender mit Computern erledigen, auch mit Linux problemlos möglich sind, aber vielfach noch besser und einfacher kann man diese Dinge womöglich mit Android-Tablets oder Chromebooks erledigen. Die zugrundeliegenden Betriebssysteme Android und Chrome OS sind zwar im Kern ebenfalls Linux-Varianten, aber eben nicht mit administrativem Vollzugriff und der Möglichkeit, alles nach eigenem Gusto einzurichten und dabei womöglich kaputt zu machen.

Letztendlich sind viele Anwender gar nicht so glücklich mit den zahlreichen Möglichkeiten von Linux, den vielen zu treffenden Entscheidungen usw. Aber glücklicherweise sind Android- und Chrome OS-Geräte vielfach eine sinnvolle Alternative.

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