In einem Jahr ist es soweit: die letzte einigermaßen erträgliche Version von Windows wird ab Januar 2020 keine Sicherheitsupdates mehr erhalten. Windows 7 ereilt damit dasselbe Schicksal wie schon das äußerst beliebte Windows XP 2014: es wird zu einem zunehmend untragbaren Sicherheitsrisiko.

Was das Supportende bedeutet

Wenn Windows 7 keine Sicherheitsupdates mehr erhält, werden darin enthaltene Sicherheitslücken nicht mehr beseitigt – so weit, so offensichtlich. Das besondere Dilemma dieser Situation liegt darin, dass neuere Windows-Versionen zu einem Großteil keinen neuen Code und keine neuen Verfahrensweisen enthalten. Das heißt, zu einem gewissen, wahrscheinlich sogar beachtlichen Anteil besteht das aktuelle Windows 10 aus exakt denselben Programmteilen wie Windows 7. Manches ist gar seit Windows 95 nicht verändert worden, also schon über 20 Jahre alt. Lücken und andere Probleme in solchen Bestandteilen des Betriebssystems betreffen daher nicht nur die aktiv gepflegten, sodern auch veraltete und nicht mehr gepflegte Versionen von Windows. Und das ist, wie sich beobachten lässt, leider nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Wenn nun ein Sicherheitsupdate für Windows 10 veröffentlicht wird, gibt es auf der dunklen Seite des Internets immer jemanden, der sich dieses Update genau ansieht und daraus folgert, worin die eigentliche Sicherheitslücke besteht und wie sie auszunutzen ist. Damit steigern Sicherheitsupdates für Windows 10 das Risiko für alle Versionen, die nicht mehr gepflegt werden, einer neu entdeckten und für Windows 10 geschlossenen Lücke zum Opfer zu fallen.

Welche Optionen gibt es für die Zukunft?

Es gibt eine ganze Reihe von Optionen, wie man auf das Supportende für Windows 7 reagieren kann. Lediglich einfach wie bisher weitermachen ist keine vernünftige Lösung.

Das Naheliegendste: Umstieg auf Windows 10

Die von Microsoft empfohlene und erhoffte Reaktion ist natürlich der Umstieg auf Windows 10. Den hätten Sie als Windows 7-Anwender natürlich auch schon früher vollziehen können. Vermutlich haben Sie gute Gründe dafür, es bisher vermieden zu haben. Wenn Sie auf bestimmte Programme angewiesen sind, die nur unter Windows lauffähig sind, ist ein solcher Umstieg aber letztendlich (fast) die einzige Möglichkeit.

Der Umstieg auf Windows 10 ist allerdings bei Weitem nicht unproblematisch. Abgesehen von dem etwas anderen Bedienkonzept des Betriebssystems, das ein Gemisch aus Windows 7 und Windows 8.1 ist, kann der Umstieg auch bedeuten, dass eine Neuanschaffung eines leistungsfähigeren Computers oder auch anderer zusätzlicher Geräte wie Drucker notwendig wird.

Darüber hinaus sind Updates für Windows 10, insbesondere die halbjährlichen Funktions-Updates, die praktisch einer Neuinstallation bei gleichzeitigem Versuch, den aktuellen Zustand beizubehalten, gleichkommen, ein sehr großes Risiko. Zwar waren die –viel zu seltenen– monatlichen Windows-Updates schon immer gefährlich für die Stabilität, aber ich habe nie zuvor so viele gravierende und flächendeckende Probleme erlebt wie bei Windows 10. Selbst ein brandneues Notebook, ausgeliefert mit Windows 10, habe ich bereits gleich beim ersten Funktionsupdate so abstürzen sehen, dass ein Zurückversetzen in den Auslieferungszustand unter vollständigem Datenverlust notwendig war. Keine der anderen Optionen der Wiederherstellung funktionierte.

Wenn Sie also wirklich auf Windows 10 umsteigen müssen, kann ich Ihnen nur raten, noch öfter Backups aller Daten zu machen, als Sie es -hoffentlich- ohnehin schon tun. Insbesondere vor den Funktionsupdates. Die Updates abzustellen, ist niemals eine sichere und vernünftige Alternative – dann können Sie auch gleich bei Windows 7 bleiben, denn die Sicherheitslage ist dann identisch.

Windows 7 weiter verwenden

Sollten Sie sich trotz aller Risiken dafür entscheiden, Windows 7 weiter zu verwenden, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, woher Gefahren drohen. Relativ unproblematisch ist die Weiterverwendung eines Windows 7-Rechners nur dann, wenn dieser niemals in Berührung mit dem Internet kommt, wenn Sie also weder darauf E-Mails empfangen oder senden, noch Internetseiten damit aufrufen. Diese Situation dürfte heutzutage aber eine seltene Ausnahme sein.

Falls das Windows 7-System doch noch mit dem Internet interagiert, ist es einem wachsenden Risiko ausgesetzt. Das ist nicht zu empfehlen. Vielleicht können Sie Ihre Internet-Tätigkeiten auf andere Geräte auslagern, z.B. das Smartphone. Sie müssen damit rechnen, dass auch Schutzsoftware irgendwann Windows 7 nicht mehr unterstützen wird – und Schutzsoftware (Antivirus etc.) ist heutzutage sowieso nur noch ein bedingter Schutz, auf den man sich nicht ausschließlich verlassen kann.

Windows 7 weiterzuverwenden ist also nur in seltenen Ausnahmefällen eine sinnvolle Lösung.

Umstieg auf Linux

In sehr vielen Fällen, insbesondere im Privatbereich, ist es durchaus möglich, das Betriebssystem zu wechseln und auf Linux umzusteigen. Linux hat zahlreiche Vorteile: es erfordert höchstwahrscheinlich keine neue Hardware, es ist kostenlos verfügbar, ebenso wie fast die gesamte Anwendungssoftware dafür. Es gibt praktisch kein Schadsoftware-Risiko für normale Desktop-Systeme, für die üblichen Anwendungen gibt es entweder Linux-Versionen oder alternative Programme. Internet-Benutzung, Bild- und Grafikbearbeitung, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationssoftware, Videoschnitt, Musikprogramme und vieles mehr existieren.

Auf der anderen Seite ist es möglich, dass manche Hardwarefunktionen oder exotischere Geräte nicht unterstützt werden, dass die Alternativ-Programme vielleicht den Ansprüchen nicht genügen, und natürlich erfordert ein Umstieg auf Linux eine gewisse Einarbeitung. Die Binsenweisheit, dass Linux nur etwas für Computer-Profis sei, ist allerdings schon seit langem Unsinn. Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass insbesondere reine, nicht sehr technikaffine Anwender mit einem Linuxsystem deutlich sicherer und stabiler arbeiten können, als mit Windows. Sie benötigen wesentlich seltener technische Unterstützung.

Moderne Linuxdistributionen wie Ubuntu oder Mint sind sehr anfängerfreundlich und stabil. Updates kommen deutlich häufiger als bei Windows (praktisch täglich), führen aber fast nie zu Problemen. Sie installieren sich niemals ohne Rückfrage, man kann sie im Grunde sogar völlig ignorieren – sogar ohne dass das System unter einer realistischen Sicherheitsbedrohung stünde.

Linux sammelt keine Daten über Sie und überlässt Ihnen die Kontrolle über das System. Ob Sie Linux als Alternative in Betracht ziehen können und sollten, können Sie anhand meines älteren Beitrags „Welche Anwender eignen sich für den Umstieg auf Linux?“ herausfinden.

Andere Systeme und Geräte

Schon seit einiger Zeit lässt sich beobachten, dass Desktop-Computer und Notebooks an Bedeutung verlieren. Es mag radikal wirken, aber: benötigen Sie eigentlich wirklich einen solchen Computer?

Immer mehr Vorgänge, die man früher am Computer oder Notebook durchgeführt hat, verlagern sich heutzutage auf mobile Geräte. Mit Smartphones und Tablets kann man manche Aufgaben sogar komfortabler lösen als mit dem Computer, und diese Geräte kann man leichter mitnehmen. Es ist durchaus möglich, auf den Desktop-Computer vollständig zu verzichten. Moderne Mobilgeräte können drucken, man kann Tastaturen und Mäuse anschließen, wenn es sinnvoll erscheint, und vieles mehr. Womöglich können Sie Ihr Windows 7-System also einfach einmotten und auf Windows insgesamt verzichten. Außerhalb des Ökosystems von Desktop-Computern und Notebooks hat Windows nämlich praktisch keine Bedeutung.

Lassen Sie sich insbesondere bzgl. Android nicht von sensationalistischen Berichten über Schadsoftware verunsichern. Zwar gibt es diese, aber das Problem und die Gefahr ist ziemlich gering – im Vergleich zur Situation bei Windows ist nichts auch nur annähernd so gefährdet.

Gegebenenfalls ist auch der Umstieg auf ein Apple-Gerät sinnvoll, wenn ein Notebook oder Desktop-Computer doch benötigt wird. Hier haben Sie zwar ebenso wie bei Linux mit einer Umgewöhnung zu rechnen und können nicht all Ihre Windows-Programme weiter benutzen, aber Sie erhalten ein grundlegend stabiles und sicheres Betriebssystem, das deutlich seltener als Windows Scherereien machen wird.

Fazit: Sie müssen handeln

Es gibt mehrere Möglichkeiten, auf das Supportende von Windows 7 im Januar 2020 zu reagieren. Windows 10, Linux, Mobilgeräte, Apple – es gibt viele Optionen, alle mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen. Nur den Kopf in den Sand stecken und das beste hoffen – das ist auf Dauer keine Lösung. Wenn Sie hier Beratungsbedarf verspüren, stehe ich Ihnen im Raum Remscheid und Umgebung gerne zur Verfügung.

3 Kommentare

  1. Hallo Herr Pfeifer,
    was erwartet meine umfangreichen Visual-Basic-Programme mit Windows 10? Jetzt benutze ich Windows 7. Können Sie dazu etwas raten?
    Danke im Voraus und Grüße aus Brunsbüttel – H.-J. Schubert

    Hans-Joachim Schubert
    1. Hallo Herr Schubert, ich schätze, dass Windows 10 vermutlich weiterhin dazu kompatibel bleibt, es ist schließlich alles Microsoft-Technologie. Ich selbst benutze diese nicht und biete für Windows 10 auch keinen Support an, von daher kann ich es nicht sagen.

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