Geplante Obsoleszenz, also eine ab Werk vorgesehene Stilllegung eines Produktes durch einen Fehler möglichst kurz nach Ablauf der Garantiezeit, ist derzeit in aller Munde. Auch im Softwarebereich ist sie möglich und existiert. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Windows 10. Es ist aber bei weitem nicht das einzige. Fakt ist jedoch: Windows 10 kann dazu führen, dass Sie schon sehr bald einen neuen Computer kaufen müssen.

Mobilgeräte veralten schnell

Bei Mobilgeräten sind wir bereits daran gewöhnt, dass sie nicht allzu lange aktuell bleiben. Das liegt nicht nur daran, dass die technische Entwicklung sehr schnell neuere und bessere Geräte hervorbringt, sondern auch daran, dass Betriebssysteme wie iOS und Android auf den Geräten nicht mehr aktualisiert werden, wodurch sie neuere Software nicht mehr unterstützen. Wir tauschen daher häufig unsere mobilen Geräte etwa alle zwei Jahre aus, auch wenn sie eigentlich nicht defekt sind, was auch die Mobilfunkverträge nicht selten erleichtern.

PC-Betriebssysteme halten sich lange

Beim PC war das bisher nicht so. Das Betriebssystem Windows XP wurde zwar 2014 von Microsoft in Rente geschickt, blickte da aber bereits auf 13 Jahre der Verwendung zurück. Seitdem erhält es keine Sicherheitsupdates mehr, was den weiteren Betrieb eines mit dem Internet verbundenen Rechners mit Windows XP zu einem wachsenden Risiko macht, aber für den EDV-Bereich war das bereits eine sehr lange Karriere.

Mit gemischten Gefühlen lässt einen allerdings die Nachricht zurück, dass selbst im aktuellen Windows weiterhin Sicherheitslücken existieren, die es schon seit Windows 95 gibt, also über 20 Jahre. Auch wenn die in dem Bericht genannte Lücke jetzt endlich geschlossen wurde: weite Teile von Windows werden offensichtlich unverändert von Version zu Version transportiert. Wenn dann eine aktuelle Lücke bekannt wird, dann gilt sie häufig auch für alte Versionen von Windows oder Programmen wie dem Internet Explorer oder MS Office. Durch das Schließen der Lücke werden auch diejenigen, die solche Lücken für die Infektion von Systemen mit Schadsoftware ausnutzen wollen, auf die Lücke aufmerksam und können sie ermitteln und für ihre Zwecke verwenden. Für nicht mehr unterstützte Versionen von Windows heißt das, dass sie für diesen Angriffsvektor schutzlos offenstehen.

Windows 10 veraltet rapide

Wer vernünftig ist, benutzt also ein neueres Windows als XP (oder besser gar nicht erst Windows, aber das ist eine ganz andere Geschichte). Fast alle neueren Versionen seit Vista bekommen zumindest noch Sicherheitsupdates. Eine -bereits ziemlich unrühmliche- Ausnahme ist Windows 8. Wer dieses noch betreibt und nicht auf Windows 8.1 aktualisiert hat, befindet sich in genau der gleichen üblen Lage wie ein Benutzer von Windows XP. Immerhin kann er den Missstand kostenlos durch ein Update auf Windows 8.1 beheben.

Aber was kommt mit Windows 10? Windows 10 unterscheidet sich von früheren Versionen dadurch, dass es auch technische Neuerungen erhalten soll, die echte Versionssprünge wie von XP auf Vista, dann auf 7, dann auf 8 usw. unnötig machen sollen. Jedes Windows fortan ist Windows 10. So sieht es zumindest derzeit aus.

Technische Neuerungen bedeuten aber auch oft erhöhte Ansprüche an die Hardware. Windows 10 verlangt in der 32bit-Version zum Beispiel 1 GB Arbeitsspeicher, bei 64bit 2 GB. Das kostenlose Angebot des Windows 10 Updates erhalten seit einem Jahr all diejenigen, die einen Rechner mit Windows 7 oder neuer betreiben und dessen technische Spezifikationen den Mindestanforderungen von Windows 10 genügt.

Allerdings ist bereits jetzt bekannt, dass die bald kommende nächste größere Version von Windows 10 mehr Arbeitsspeicher verlangen wird, um das Update zuzulassen – für 32bit-Systeme 2 GB. Das ist für den Moment noch nicht besonders viel, auf einem derart schwachen Gerät wäre auch schon Windows 7 keine Freude gewesen. Aber es zeigt einen Trend, der Grund zur Beunruhigung gibt, weil Microsoft mit Windows 10 von der bisherigen Politik der Unterstützung bis zu einem bekannten Zeitpunkt abweicht.

Plötzlich gibt es keine Updates mehr

Windows 7 erhält noch garantierte Sicherheitsupdates bis 14. Januar 2020. Ein nicht auf Windows 10 aktualisiertes System erhält damit wenigstens noch fast vier Jahre lang eine Grundversorgung. Windows 10 hingegen macht in Kürze seinen ersten größeren Sprung, der sich auf Systemanforderungen auswirkt. Das ist deshalb bedrohlich, weil zukünftige Sicherheitsupdates für Windows 10 nur für diejenigen Versionen zur Verfügung stehen sollen, die auf dem aktuellsten Stand sind. Fällt also ein Windows 10-Update aufgrund gestiegener Anforderungen an die Hardware aus, fallen sofort ab diesem Zeitpunkt auch die Sicherheitsupdates weg. Es gibt keine garantierte Grundversorgung mehr. Es ist also durchaus möglich, dass ein auf Windows 10 aktualisiertes System noch weit vor 2020 den Punkt erreicht, ab dem es nicht mehr abgesichert werden kann.

Darüber hinaus ist Windows 10 an die Hardware gebunden, es kann also nicht auf einen neuen Computer übertragen werden, sondern muss bei einem Geräteaustausch neu erworben werden. Das vermeintlich kostenlose Upgrade kann also schon sehr bald zu teuren Hardware-Neukäufen zwingen – oder alternativ zum fortgesetzten Betreiben eines unsicheren Systems.

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