Vor einigen Wochen habe ich mich entschieden, die quelloffene Besucherdatenauswertung Piwik parallel zu Google Analytics einzusetzen, um zu testen, welche für mich nützlicher ist.
Ich hatte bereits damals das Gefühl, dass sich Piwik als geeigneter erweisen würde, und dieser Eindruck bestätigt sich heute. Das ist natürlich eine subjektive Einschätzung. Aber die Art von Projekten, die ich betreue, kann Piwik meines Erachtens nützliche Informationen entnehmen, während der größte Teil der zusätzlichen Funktionen von Google Analytics da eher uninteressant ist. Und was noch schwerer wiegt, Piwik liefert mir schon gleich im Dashboard den genauen Weg einzelner Besucher durch die Seite, eine Information, die Analytics mir komplett vorenthält.
Was individuelle Besucher so treiben
Ein Bildschirmfoto aus Piwik zeigt, welche Informationen zugänglich sind:
Natürlich bewegt sich meine Seite auf einem Level, wo der einzelne Besucher noch interessant ist. Große Webseiten, die von entsprechend großen Webagenturen betreut werden, brauchen sich nur noch um Besucherherden zu kümmern. Aber bei einem Umfang von einer Handvoll Besucher am Tag ist es schon sehr interessant, genau zu lesen, welche Seiten und Beiträge ein bestimmter Benutzer (der aber trotzdem anonym bleibt, keine Sorge) in welcher Reihenfolge gelesen hat.
Das Bild oben zeigt zum Beispiel den Weg eines bestimmten Besuchers (IP-Adresse verpixelt, sie ist aber unvollständig, ich kann sie also auch nicht genau zuordnen, Datenschutz…). Ich sehe, dass es sich um jemanden handelt, der mit Firefox unter Windows 7 unterwegs ist. Er scheint einen alten Monitor zu benutzen, da die Auflösung von 1024 x 768 ein Relikt alter Zeiten ist. Er kam von Facebook und begann mit dem Beitrag über die „Find My Mobile“-Sicherheitslücke. Er ging zur Homepage, las etwas über die VHS-Kurse und weitere Seiten und Beiträge, öffnete parallel meinen Link zur Erläuterung der Kleinunternehmerregelung und beendete schließlich seinen Besuch nach einem Blick auf das Impressum.
So sieht dagegen ein Besucherfluss auf Google aus:
Derselbe Tag, unser Benutzer ist einer von den dreien, die mit dem bereits genannten Beitrag beginnen. Zwei steigen danach gleich aus (der rote Abfluss), der eine geht weiter auf die Homepage (/), von dort auf VHS-Kurse usw. Man kann weitere Schritte nach rechts einblenden und so auch einem einzelnen Benutzer folgen, wenn dieser wirklich als einziger diesen Weg gegangen ist. Aber erst auf der Ebene, wo wirklich nur noch ein Benutzer übrig ist, kann der Weg einem Individuum zugeordnet werden. Und die Zusatzinformationen zum System des Benutzers zeigt Google mir gar nicht.
Für mich ist aber beispielsweise gerade interessant zu sehen, ob Benutzer von Windows XP meinen Artikel Warum benutzen Sie immer noch Windows XP? auch lesen. Diese Information gibt mir nur Piwik – oder ich habe die Einstellung in dem äußerst unübersichtlichen Analytics noch nicht gefunden.
Lies, Damned Lies and Statistics
Mark Twain schrieb, es gebe drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken. Und dann gibt es noch das geflügelte Wort, man solle keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat.
Tatsache ist, dass Analytics und Piwik nicht dieselben Daten für denselben Zeitraum liefern. Es gibt Berichte zuhauf im Internet, die zeigen, dass das für alle Statistikmodule gilt. Interessanterweise liegen die Zahlen von Google meist unter denen von Piwik, was darauf zurückgeführt wird, dass mehr Leute speziell Google Analytics blockieren. Aber bei mir liegen die Zahlen anders.
Für einen Zeitraum von einigen Wochen zeigt mir Analytics 220 Besucher, die 312 Sitzungen durchgeführt haben. Piwik sieht für denselben Zeitraum nur 197 Besucher und 241 Sitzungen. Laut Google wurden 759 Seiten besucht, laut Piwik 484. Google sieht eine Besuchsdauer von 2:43 min. im Durchschnitt, Piwik nur 1:30 min.
Ich sehe keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt der einen oder der anderen Statistik zu überprüfen, aber da Piwik mir deutlich zeigt, dass Besucher X zum Beispiel 2 Minuten auf dieser Seite war, dann 40 Sekunden auf jener usw., kann ich Piwik zumindest etwas nützlichere Daten entnehmen.
Die Einbindung über dieses Plugin ist eigentlich nicht schwierig. Es kann aber schwierig sein, den Schlüssel zu finden. 😉 Sehr hilfreich kann auch die Modifikation sein, die ich in dem Artikel über die Absprungrate beschreibe.
Moin,
zugegeben, dieser Artikel ist schon etwas älter, aber im großen und ganzen nach wie vor aktuell. Gerade die unterschiedlichen Zahlen können mehrere Ursachen haben:
* Google hat einige Zeit zumindest bei manchen Browsern die Do-Not-Track me Funktion ignoriert, im Gegensatz dazu nimmt Piwik sie ernst
* Wenn Javascript deaktiviert wird, nutzt Piwik ein leeres Zählpixel. Ist beides im Browser restriktiv eingestellt, achtet Piwik sehr genau darauf. Inwiefern dies Google macht und technisch möglich ist, kann ich aktuell nicht evaluieren.
Ich denke die Wahrheit liegt dazwischen. Dadurch das Google gewisse Dinge einfach ignoriert, sind die Zahlen an sich von Google wahrscheinlich aussagekräftiger.
Stelle ich meinen Brwoser aber so ein dass kein Javascript ausgeführt wird, keine Cookies angenommen werden, „leere Bilder“ geblockt werden und das „Do-Not-Track-Me“ snippet mitgesendet werden, so ignoriert Piwik diese Einstellungen nicht einfach.
So kann ich mir eine Differenz leicht erklären – Piwik nimmt den Datenschutz einfach ernst.
P.s. Ich kämpfe gerade damit Piwik per WP Piwik einzubinden 🙂