Irgendwann kann auch ein zufriedener Linux-Anwender in die Verlegenheit kommen, einen funktionierenden Installations-USB-Stick für Windows 10 erstellen zu müssen. Man sollte annehmen, dass das kein Problem sein sollte; aber schnell zeigt sich, dass die bewährten Methoden nicht funktionieren.
Man kann bei Microsoft ohne Weiteres eine ISO-Datei für Windows 10 Installationsmedien herunterladen. Diese ist aber mittlerweile so groß, dass sie sogar bei DVD-R-Medien Platzprobleme bekommt. Ein USB-Stick mit 8 GB wäre groß genug, aber weder mit dem aktuellen Unetbootin-Programm noch per dd-Befehl an der Befehlszeile entsteht etwas Sinnvolles.
Mountet man die ISO-Datei, findet man dort nur ein Verzeichnis namens „.“ (also quasi „Aktuelles Verzeichnis“) und eine Readme-Datei mit nicht erkennbarem Inhalt.
Das Wiki auf ubuntuusers.de hat eine Lösung, die aber darauf basiert, eine vorhandene aktuelle Version von unetbootin zu deinstallieren, da nur eine ältere Version es schafft, ein gültiges Bootmedium zu erstellen. Das kommt für mich aus Prinzip nicht in Frage.
Ein weiterer Lösungsansatz liegt in einem Programm namens WoeUSB. Es handelt sich um einen Fork eines Programms namens WinUSB. Woe, also seelischer Schmerz, bezeichnet ganz gut das, was ich bei dieser ganzen Prozedur empfinde. 😉
WoeUSB besteht aus zwei auf GitHub verfügbaren Programmteilen, dem eigentlichen Befehlszeilen-Werkzeug woeusb und einer grafischen Oberfläche woeusbgui. Das Programm soll ISOs aller relevanten Windows-Versionen verarbeiten können.
Das auf GitHub verfügbare Ubuntu-Paket ließ sich zwar installieren, aber die grafische Oberfläche woeusbgui ließ sich in keiner Weise dazu bewegen, den 8 GB Stick, den ich dafür vorgesehen hatte, zu bespielen.
Ist der USB-Stick gemountet, unterbricht woeusbgui nach Eingabe des Benutzerpassworts den Installationsvorgang mit einer entsprechenden Fehlermeldung. Der Stick darf nicht gemountet sein. Im Grunde benötigt er nicht mal eine vorhandene Partitionierung. Aber auch bei einem nicht gemounteten Stick folgt eine Fehlermeldung:
Die Ursache für das Problem ist verständlich: das Image hat deutlich über 4 GB Größe und kann daher nicht mit dem Dateisystem FAT 32 verarbeitet werden. Das grafische Programm bietet aber in der aktuellen Version keine Einstellung des Zieldateisystems an und setzt FAT 32 standardmäßig – dadurch wird es für unseren Zweck unbrauchbar.
Mittlerweile ist eine neue Version 3.3.0 von woeusb / woeusbgui erschienen. Die grafische Oberfläche hat nun einen Wahlschalter für den Dateisystem-Parameter, der sich auf ntfs stellen lässt. Diese Version ist allerdings zurzeit noch nicht in den Repositorien der gängigen Distributionen enthalten, sondern muss ggfs. aus den Quellen kompiliert werden.
Zum Ziel kommt man jedoch, wenn man das Befehlszeilentool direkt verwendet. Letztendlich ist die grafische Oberfläche wie so oft nichts anderes als ein Dialog in einem Fenster, der die Parameter abfragt, die für die Befehlszeile notwendig sind, und dann wird der ganz normale Befehl im Hintergrund unsichtbar abgearbeitet.
sudo woeusb -d Win10_1809Oct_German_x64.iso /dev/sdb --tgt-fs ntfs
Diese Befehlszeile, ausgeführt in dem Verzeichnis, in dem die heruntergeladene ISO-Datei liegt, erstellt auf dem USB-Stick eine funktionierende Installationsumgebung für Windows 10. Im einzelnen:
- Die grafische Oberfläche verlangt vor Aufnahme der Arbeit das Passwort des Benutzers, also benötigt der Befehl administrative Rechte. Deshalb wird dem gesamten Befehl „sudo“ vorangestellt, nach Eingabe des Befehls wird zunächst das Benutzerpasswort abgefragt.
- woeusb ist der eigentliche Befehl, auf den dessen Parameter folgen.
- -d ist ein Parameter, der den Namen der heruntergeladenen Windows-ISO-Datei angibt. Der hier angegebene Name muss natürlich durch die Bezeichnung der tatsächlich heruntergeladenen Datei (endet auf .iso) ersetzt werden.
- /dev/sdb ist in meinem Fall das Ziel, der USB-Stick. Achtung: es wird keine Partitionsnummer angegeben, Ziel ist das Gerät, nicht eine Partition darauf. Des weiteren muss die Angabe an die tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden, der Stick kann auch durch eine andere Gerätedatei repräsentiert werden: /dev/sdc z.B. Das Befehlszeilenfenster oben zeigt aber die richtige Datei an.
- Der Parameter –tgt-fs ntfs schließlich gibt die Information an, die der grafischen Oberfläche fehlt: das Ziel-Dateisystem (target file system) soll das von Windows 10 bevorzugte ntfs sein. Dieses ist in der Lage, mit Dateien größer als 4 GB umzugehen.
Dieser Befehl erstellt dann tatsächlich einen bootfähigen Installations-Stick mit Windows 10 darauf. Natürlich ist im Anschluss eine gültige Lizenz zu erwerben, damit aus dem installierten Windows eine aktivierte Vollversion werden kann.
Bootbaren Win10 USB schreiben hat funktioniert, allerdings mit ein paar kleinen Hindernissen. Das Repository für woeusb musste ich erst noch einbinden:
sudo add-apt-repository ppa:tomtomtom/woeusb
sudo apt-get update
sudo apt-get install woeusb
Quelle: –> https://wiki.ubuntuusers.de/WoeUSB/
Danach: sudo woeusb -d Win10_20H2_German_x64.iso /dev/sdb –tgt-fs ntfs
Works like a charm. Der „Patient“ hat den USB Stick erkannt ..
Danke!
Bei mir kommt die Fehlermeldung dass die Quelle, also die iso Datei entweder nicht gefunden werden kann, keine reguläre Datei zu sein scheint oder n block device file…
Einfach .iso auf .img ändern und mit standart startmedienersteller auf USB Stick schreiben, habe grad jetzt gemacht…
Was kann die Ursache sein, wenn kein USB-Stick vom Woe-USB erkannt wird. Im System aber schon. Kann man da etwas machen? 32GB Stick von Samsung, Fat32 und NTFS getestet.
Das klingt, als wäre der Stick bereits formatiert. Die von mir beschriebene Installation erwartet einen nicht gemounteten Stick ohne Formatierung. Wenn das System den Stick einhängt, mal aushängen und stecken lassen, dann noch mal versuchen. Oder die Partition mit gparted entfernen.
NTFS muss gross geschrieben werden. Ansonsten gibt es einen Fehler:
In Zeile 1677 geht der Aufruf des echo 0 > /proc… schief, weil echo zwar unter sudo läuft aber die Umlenkung „>“ expandiert wird und der eigentliche Befehl keine Schreibberechtigung auf dirty_background_bytes hat. Vielleicht besser, gleich das ganze Ding in einer „sudo bash“-Rootshell laufen zu lassen.
Habe folgende Fehlermeldung nach Erstellen des Filesystems:
Mounting target filesystem…
Fatal: mount_target_filesystem: Unsupported target_fs_type, please report bug.
Lösung:
in der o.a. Befehlszeile das ntfs in Großbuchstaben angeben, also …. NTFS
Ansonsten Vielen Dank für den hilfreichen Beitrag 😉
Hervorragende Hinweise hier – vielen Dank! Der Process beendet sich zwar mit einer Fehlermeldung, aber wie ein Vorredner schon anmerkte: der Stick ist dennoch erfolgreich als bootable erstellt. Ich hatte ewig nach einer Möglichkeit gesucht, da ich Mac User bin und die Methode mit Bootcampt scheinbar seit macOS 10.15 (Cataline) nicht mehr geht. Mit meinem Ubuntu-System hat’s dann dank der Anleitung geklappt. Nochmals danke!
Hallo Herr Preifer,
auch ich sage „danke“ für Ihren Beitrag. Mit dessen Hilfe konnte ich endlich einen funktionierenden WIN10-USB-Stick erstellen von dem auch gebootet wird. Allerdings startet bei mir keine Installation. Auf dem Stick werden zwei Partitionen angelegt; UEFI_NTFS sowie Windows USB. Ich habe im Bios die Möglichkeit, als Boot-Medium, eins von Beidem auszuwählen und es wird auch von beiden (also jeweils ein Bootvorgang), gebootet.
Es öffnet sich ein CMD-Fenster;
#Pfad; X:\windowssystem32\cmd.exe – startnet.cmd
#Inhalt; Starting timer
wpnit
Danach kommt offenbar das Odys Installationsmenü mit diversen Fehlern auf nicht vorhandene Dateien.
Am Ende kommt eine Fehlermeldung;
„Auf diesem Gerät gibt es kein Windows Image auf der Festplatte…“
Jetzt bin ich verwirrt. Ich habe ein Original Image von Odys gedownloadet und das Schreiben auf den Stick hat auch geklappt. Der Bootvorgang soweit ich das einschätzen kann auch aber irgendwie gibt es ein Pfad-Zuordnungsproblem.
Ich weiß nicht ob der Stick richtig erstellt wurde, weil mich die beiden Partitionen stutzig machen, vielleicht kann jemand helfen.
Ich möchte ein Odys WinBook 14 wieder mit Windows 10 aufsetzen, da dieses Book die Installation von „meiner“ Linux-Distri wehemend verweigert.
Vielen Dank für eventuelle Rückmeldungen oder Anregungen und Danke nochmals für Ihren Beitrag!
Hallo Herr Spitzner, die beiden Partitionen haben ihre Berechtigung, die als UEFI_NTFS bezeichnete ist dazu da, von einer NTFS-Partition booten zu können (laut readme.txt darin). Das andere Verzeichnis enthält das eigentliche Windows.
Die Fehlerbeschreibung legt nahe, dass für Odys-Geräte irgendwelche Besonderheiten gelten. Ich habe bisher nur mit echten Microsoft-Images gearbeitet, und auch das nur widerwillig. 😉 Aber wenn es hier tatsächlich ein Odys-Installationsmenü gibt, welches dann Fehler produziert, dann kann vermutlich auch nur Odys helfen.
Danke für den Blogbeitrag. Nach einigen verzweifelten Versuchen hat es mit Ihrer Anleitung nun endlich funktioniert.
Win10-Image auf BIOS-System.
Am Ende hat woeusb zwar abgebrochen, der Stick war aber anscheinend schon fertig erstellt, die Installation ging glatt durch.
Danke für Ihre Mühe!